Ein Interview von
Philipp ist seit er denken kann im Sport unterwegs, auch privat, genauer gesagt im Hockey. Ganz klassisch studierte er BWL und hatte erste Gaming-Berührungspunkte über regelmäßige Counterstrike-LAN-Partys. Nach einem spannenden Ausflug in die Consulting-Welt war er zehn Jahre in der Sportartikelbranche. Davon fünf Jahre bei adidas als Brand Marketing Manager Fußball und auch Training. Danach eröffnete sich ihm die Chance, die US-Marke UnderArmour hier im deutschsprachigen Raum aufzubauen – eine unfassbar intensive und spannende Zeit, die ihn nachhaltig prägte. Philipp war Unternehmer im Unternehmen, setzte die Mission „Make Athletes better“ um – auch für ihn! Als er dann den Gründer der Trainings- und Ernährungs-Plattform „MyFitnessPal“ kennenlernte, hatte er schon das Mindset für den nächsten Schritt und eins kam zu anderen: Jetzt bin er selbst Gründer und CEO der Gamers Academy, einer Coaching-Plattform für Gamer, noch mit Fokus auf FIFA. Das ist ein agiles, hungriges Team aus Gamern, Techies und Content-Nerds mit Sitz in München und Berlin.
1
Du bist ja nun schon einige Zeit in der Games-Branche, hast viele Trends kommen und gehen sehen. Zu den Anfangszeiten und heute: Was hat sich am positivsten verändert in der Branche und was stört Dich an der heutigen Situation?
Die Gamesbranche ist in den vergangenen Jahren brachial und gleichermaßen charmant aus der Freak-Nische ausgebrochen. Heute agieren wir alle miteinander im Mainstream, und das ist gut so. Gaming genießt viel mehr Aufmerksamkeit, Anerkennung und Wirtschaftskraft als noch vor 10 Jahren. Das kann nur Win-Win-Win für alle Beteiligten bedeuten. Wir alle haben Grenzen aufgebrochen, die reale und virtuelle Welt näher zusammengebracht. Selbst Diskussionen um „Ist das Sport oder nicht“ im Esports sind längst überholt und wirken Oldschool, letztendlich egal. Copy-Paste aus dem analogen Sport hat sich für die Esports-Welt als unbrauchbar erwiesen, wodurch sich ein komplett neues Universum bilden konnte.
2
Welche Key Learnings im Bereich Marketing können andere Branchen aus der Games-Branche ziehen?
Der Gamer an sich ist ein kritischer Konsument, der authentische Inhalte von Marketing-Plattitüden unterscheiden kann. Marketers, die sich schnelles Geld mit glossy Marketing erhoffen, scheitern gnadenlos an ihm. Von der Community gestaltetes und getriebenes Marketing, davon können sich andere Branchen von Entertainment bis FMCG schon eine Scheibe abschneiden.
3
Wer sind Deine Vorbilder in der Branche? Gibt es da jemanden? Und wenn, warum?
Meine Vorbilder sind leidenschaftliche, mehrdimensionale Menschen, die eine gute Fehlerkultur leben. Im Gaming fällt mir dabei sofort Carlos „ocelote“ Rodríguez ein. Er ist Profigamer, Entertainer und Unternehmer. Authentisch, emotional und erfolgreich. Mehr geht nicht in meinen Augen.
4
Wie haben sich die Marketing-Maßnahmen und -Kanäle in den letzten Jahren gewandelt? Wo geht es hin im Bereich Games-Marketing?
Mit dem Mainstream kam der Omnichannel. Ich glaube, das trifft die Wandlung im Games-Marketing ganz gut. Wie so oft, der Mix und der Deep Dive in jeden einzelnen Kanal macht erfolgreiches Marketing aus. Klar ist: Twitch ist gekommen, um zu bleiben, Big Time. Ich glaube fest an kreative und durchdachte Content-Partnerschaften, die viel tiefer gehen müssen als nur das Logo irgendwo draufzupacken. Und um Performance Marketing kommen wir alle ohnehin nicht herum. Aber, was weiterhin das allerwichtigste im Marketing bleibt: ein super Produkt.
5
Welche Social-Media-Kanäle sind für Euch als Unternehmung im Fokus?
Wir haben uns schon lange vor dem TikTok-Hype dort als Heavy User getummelt und konnten hier organisch Reichweiten-Meter machen, was Top of Funnel für uns funktioniert. Daneben und mit ganz anderer Strategie funktioniert auch Instagram gut für uns, wobei wir bewusst beide Kanäle auf Englisch bespielen. Zudem sind Twitch, Twitter und YouTube ein Muss für Gamer, klar.
6
Stichwort Creator- und Influencer-Marketing: Der Trend zu mehr Micro- und Macro-Influencern mit geringerer Reichweite und weniger Fans, dafür aber mehr Authentizität und Engagement: Wie kann die Games-Branche davon profitieren aus Deiner Sicht?
Der Trend zu kleineren frischen Creatoren hat sich zu Recht manifestiert und wir sind mittendrin. Kampagnenpreise, die große Creator aufrufen und durch ihr Management einfordern, sind teilweise echt krass. Dazu muss man ja auch sagen, dass die kommunizierte Audience und Reichweiten nur bedingt Auskunft darüber geben, ob der Influencer in unserem Bereich des FIFA-Coachings auch performt. Bei allen Creatoren muss man einen guten Blick in die Analytics werfen und Prognosen aufstellen, denn im Fokus steht der Creator-Brand-Match. Wie gesagt, die Zielgruppe ist clever! Aber ganz klar, auch für und mit Micro-Influencern entstehen Business Cases und ja, man kann auch als Casual Gamer Geld verdienen.
7
Die Medienlandschaft hat sich in den letzten zehn Jahren massiv verändert. Immer noch ist aber PR eines der wichtigsten Kommunikations-Instrumente für den Bereich Games. Wo siehst Du die PR in den nächsten fünf Jahren, was werden die Herausforderungen?
Media Relations wird immer ein Hauptpfeiler im Games-Marketing sein. Gaming ist Storytelling, immer wieder neu, mit neuen Akteuren, anderen Schauplätzen. Was zunimmt ist die Diversität der Medienlandschaft. Klar führt der Weg der Medien in die digitale Welt und ob es in fünf Jahren noch Printmagazine analog zu heute gibt, mal sehen. Unsere aktuelle Kommunikation spielt sich online ab, aber auch ganz auditiv in Podcasts. Die Welt unserer Gamer, die Academy-Welt, spielt auf Social Media und hier werden die Regeln gesetzt für PR. Oberste Regel: Fass‘ dich kurz, komm‘ auf den Punkt. Keine Message darf länger sein als ein TikTok.
+1
Auf welches Projekt / Thema in Deinem Job warst Du besonders stolz?
Ein Thema, das mich mit tiefster Zufriedenheit erfüllt, ist die Talentförderung und langfristiges Teambuilding. Es macht mir eine große Freude, junge und leistungsstarke Teams aufzubauen, zu entwickeln, zu begleiten und mit Leidenschaft und Kompetenz zu befeuern. Das war bei adidas so, in meiner Zeit bei UnderArmour stark zu spüren und erst recht jetzt hier in der Gamers Academy – jeden Tag. Mein klarer Purpose.
Highlights und Insights
von Tech- und Gaming-Leadern aus aller Welt